Der Schrei des Quetzal

Vorwort

Expose: Saytana oder der Schrei des Quetzal“

In den Reihen der Bankmanager, Führungsriegen der Immobilien- Aktien- und Hedgefonds geschieht „Unaussprechliches“. Eine namenlose Plage fegt durch Chefetagen und pickt sich mit Lust und Wonne genau die Figuren ihrer Wahl heraus, auf die sie gerade Appetit hat. „Schockgefrorenes Gehirnvakuum“ nennen hilflose Wissenschaftler ein Phänomen, dem sie nicht auf die Spur kommen, da Analysten in den Körpern der Betroffenen keine nachweisbare Substanz finden, die jene furchtbaren, unaussprechlichen Ausraster auslöst. Wie die Kettenreaktion von fallenden Dominosteinen überfällt ein Virus der Peinlichkeit Verantwortliche in Führungspositionen, so dass ihr Gesicht in aller Öffentlichkeit unwiderruflich und unwiderruflich zur Fratze der Lächerlichkeit entstellt wird.
Was tun, wenn trotz intensivem Einsatz allerneuester wissenschaftlicher Methoden der Virus nicht isoliert werden kann?

In der Wohnung einer Dame, die spurlos verschwunden ist, wird parallel ein seltsames Manuskript aufgefunden. Demia Skarlinsky, versierter Couch und erfahrene Beraterin für Charakterfragen und Persönlichkeitsbildung scheint zu einer Gesellschaft gefunden zu haben, die sich „Saytana“ nennt. Die Ermittler sehen sich gezwungen, den Zeilen des Manuskriptes zu folgen und begeben sich notgedrungen auf die Reise in die weite Vergangenheit, als die „Neue Welt“ entdeckt wurde. Dort werden sie nach Mittelmexiko versetzt in die Zeit, als der spanische Eroberer „Hernan Cortés“ das Aztekenreich in Schutt und Asche legte. Auch begeben sie sich auf die Spurensuche nach „Francisco de Montejo“, der im heutigen Südmexiko auf der Halbinsel Yukatan den Mayahäuptling, „Tecun Uman“ ermordete, als er sich weigerte, den Ort der Goldskulpturen seines Volkes preiszugeben. Ein Vogel erscheint in dem Moment als Tecun Uman todgeweiht zu Boden sinkt. Und zu dieser Szene steht geschrieben:

„Während Tecun Uman unter Seufzern auf dem feuchten Boden langsam niedersinkt, taucht plötzlich aus dem rauschenden Meer von Blättern ein smaragdgrüner Schweif auf. Für die Spanier ist es mehr der Hauch eines kaum spürbaren Luftzuges, der auf einer unsichtbaren Trennlinie ihre Reihen unerschrocken teilt, so dass der Anblick eines schimmernden Federkleides ihre im Zorn verkrampften Finger kurz vor Verwunderung erschlaffen lässt.
Die Mayas lieben und verehren den Quetzal als den heimlichen Herrscher ihrer Regenwälder seit Menschen gedenken. Der Quetzal ist ihr ein und alles.

Die Ermittler tappen im Dunkeln. Was hat diese Darstellung mit dem spurlosen Verschwinden von Demia Skarlinsky zu tun?

Unbekannt ist ihnen dazu die Geschichte von „Santiago Alcaraz“, einem Mann aus Südmexiko, aufgewachsen in einer armseligen Behausung am Rande der Stadt Merida, Tellerwäscher, Keller und Putzmann in einem yukatekischen Lokal. Jahre später wandert Alcaraz in die Vereinigten Staaten aus, gründet sein eigenes Unternehmen. Sein Startkapital ist eine pflanzliche Substanz ist, welche ihm die Mayas für seinen Lebensweg anvertrauten, auf dessen dünnflüssiger Basis es Alcaraz gelingt, ein ganzes Imperium aufzubauen.

Über Generationen hinweg bewahrt Alcaraz ein Geheimwissen in dessen Kern alle scheinbar unerklärlichen Vorgänge einen Namen tragen: „Saytana“. Ein gespanntes Netz von unerkannten Experten hilft ihm, Vorgänge hinter einem Riegel der

 

Textprobe

Entdeckung

Entdeckung

1492 landete ein Spanier, italienischer Herkunft namens Cristobal Colon mit einer hölzernen Nußschale namens "Santa Maria" auf eine der westindischen Inseln, die er später San Salvador nannte. Das ursprüngliche Ziel waren die unermeßlichen Goldschätze eines Landes, welche unerschrockene Karawanenzüge damals auf einem Kontinent suchten, der den Name Indien trug. Doch unerwarteter Weise fand man sich in dem Paradies einer verkleckert ausgestreuten Inselwelt wieder, welche heute landläufig als die Karibik bekannt ist. Zur damaligen Zeit passte die Vorstellung nicht in das Weltbild ihrer Bestimmer, das die ihre runde Scheibe, um die sich huldvoll die Sonne drehte, noch einen weiteren unbekannten Kontinent beherbergte. Auch waren Colon und seine zerfurchten Strandfiguren zu sehr vom eigenen Abenteuerwahn befallen, um in dem Moment ihrer Ankerwerfung zu begreifen, dass sie gerade im Begriff waren, unentdecktes, unbekanntes Land zu betreten. Nach überlieferten Schriften zufolge glaubten jene Entdecker der ersten Stunde, während sich ihre rauen Stiefel in den wie von sorgfältigem Mahlwerk zerriebenen weißen Sand bohrten, sie seien auf einer Vorhurt der sagenumwobenen japanischen Insel Kipango gelandet. Zu jener Zeit blühten wilde Phantasien in den Köpfen sesshafter Bewohner Europas, wie die Welten jenseits der bereits bekannten Landmengen gestaltet sein könnten. Neben den Ungeheuern, die in tiefen, dunklen Gewässern weiter Meere auf frisches Menschenfleisch von wagemutigen Seefahrern nur so lauerten, sprudelte aufschäumend die Dichtkunst über die Gold- und Edelsteinberge, welche die unbekannte Ferne jenseits der bewachten Mauern zu bieten hatte. Marco Polo und auch anderen Weltenbummlern zu ihrer Zeit war wahrscheinlich noch nicht einmal ein Vorwurf zu machen, wenn sie die mangelnde Überprüfbarkeit ihrer erstmaligen Erfahrungsberichte dazu nutzten in den Köpfen der Menschen Gold- und Silberberge nur so aufragen zu lassen, dass den Zuhörern allein bei der Vorstellung von so viel strahlendem Überfluss der Kopf schwindelte. Irgendwo am Rande eines aufleuchtenden Horizonts musste sich das Land namens Indien befinden, welches kostbare Gewürze wie Zimt, Pfeffer, Curry und Salbei aus seinen fruchtbaren Böden hervorzauberte. In diesem fernen Paradies betteten sich die Menschen sich in der Nacht unter Giebeln aus Edelsteinen und in der Inselwelt eines unerreichbaren Japans warteten riesenhafte, rosige Perlen auf ihre Finder und auf die weißen Hälse ihrer anbetungswürdigen Trägerinnen.

Cristobal Colons Besessenheit von der Idee, Indien als erster auf dem Seeweg zu erreichen war ohne Zweifel legendär und zementierte ihn letztlich bis auf den heutigen Tag zu einer unauslöschbaren Figur der Geschichte. Denn sein Atem, beim spanischen Königspaar immer wieder um eine Flotte für seine Exkursion zu betteln, reichte schließlich über zwanzig geschlagene Jahre, bis ihm Isabella von Kastilien für seinen „Wahnwitz“ endlich drei altersschwache Kähne zur Verfügung stellte. Mit welchen Gebeten sich die Besatzung während der Überfahrt im wahrsten Sinne des Wortes über Wasser hielt, ist wenig bekannt. Denn als trotz der errechneten Zeitspanne einer Verweildauer bis zu den ersehnten Küsten auf schaukelnden Meereswogen Tag für Tag immer noch kein Land in Sicht war, verdüsterte sich in den ohnehin finsteren, ranzigen Kajüten die Ahnung, man folge ohne Wiederkehr einfach nur einem Verrückten. Letztlich bleibt es auch der Fantasie überlassen, welche Gesellschaft von zwielichtigen Existenzen sich zu einer Schicksalsgemeinschaft hatte verschweißen lassen, die gemeint hatte, einem solch offensichtlichen Himmelfahrtskommando überhaupt folgen zu müssen. Colons Besessenheit setzte sich zum Trotze aller Unglaubwürdigkeit letztlich durch. Und als er „Gott sei es gelobt“ endlich sein Ziel erreicht hatte, ließ der Jubel über die Entdeckung Colon als Überbringer dieser atemberaubenden Kunde zwischen den „neuen“ Inseln und dem europäischen Kontinent eifrig hin und her pendeln. Jedoch war mit der Entdeckung jener unschuldigen Inselwelt der Durst nach weiteren unentdeckten Ländereinen noch lange nicht gestillt. Denn der Ehrgeiz, das vergoldete Paradies Indien als erste Nation endlich auf dem Seeweg ausfindig zu machen, trieb Colon und seine Kollegen immer wieder auf das Meer hinaus. Während Colons Entdeckerkarriere nach späteren Skizzen zu seinen Atlantiküberquerungen und Routen innerhalb der Karibik wohl damit beendet war, in dem von ihm zuerst beflaggten Gewässer, berauscht von den schillernden Farben und der umwerfend duftenden Flora seiner neuen Welt, glückselig quer umher zu kreuzen, war in den heimischen spanischen Städten wie Cordoba, Sevilla, Granada und Toledo längst ein Entdeckungsspektakel ausgebrochen, das dem hysterischen Treiben einer Flucht vor einer Seuche glich. Nachdem die Koordinaten für die Kursrouten in die bestehenden Karten nach der damaligen Treffsicherheit einigermaßen zielsicher eingezeichnet waren, überschlugen sich die Wellen von Einwanderern, die danach trachteten, in der sogenannten „Neuen Welt“ ihr verdientes, wohlständiges Glück zu finden. Und mit den Wellen, deren schäumende Gischt an den Stränden der Träume immer wieder unermüdlich zerplatzte, folgte ebenso unaufhaltsam die Flut von Einwanderern während sich auf endlos weißen Sandbänken immer wieder neue Wellen sich überschlugen, schäumten, sich überschlugen und schäumten.

Ca. zwanzig Jahre, nachdem Colons Stiefelspitze erstmalig den feinen Sand seiner Paradiesinsel berührt hatte, stach ein Mann namens Hernan Cortés von Santo Domingo aus mit dem Wind vor achtern wieder gegen Westen in See. Cortés hatte die Stunde der Gunst genutzt und günstigen Wind abgewartet. Denn der Mann aus Medellin, einem kleinen Ort der Provinz Estremadura, der später als der bedeutende Eroberer des Aztekenreiches in die Geschichte eingegangen ist, soll nämlich hinter dem Rücken des Gouverneurs von Kuba, Diego de Velázquez, einem inzwischen reichlich behäbigen, beleibten Herren sich geschwind seiner Flotte bemächtigt haben, um die Fahrt in die westliche Wildnis überhaupt fortsetzen zu können. Zumindest behaupten dieses die originalen geschichtlichen Quellen, während in den von Cortés selbst erstellten Memoiren dieser unziemliche Vorfall eher als einen Aderlass der Aufopferung für zukünftige Nachfahren seine Erwähnung findet. Wie dem auch gewesen sei. Zunächst wurde Cortés tatsächlich für diese Fahrt nach Mexiko als Befehlshaber eingesetzt. Später musste man ihn aufgrund verschiedener eindeutiger Vorfälle leider als Schwerenöter entlarven, so dass man begründete Zweifel an seiner sittlichen Reife hegte. Solch ein Zeitgenosse war nicht gerade dazu geeignet, als vorbildhafte Leitfigur aus der Hemisphäre der Christenheit in die „Neue Welt“ Einzug zu halten. Diego de Velázquez beeilte sich zwar aus gegebenen Anlass, seinen Befehl zu widerrufen. Aber für Hernán Cortés Wunsch war der Griff nach den Goldkrügen der Neuen Welt viel zu drängend, so dass er die Boten an der Überbringung dieses Befehls kurzerhand hinderte. Forschen Mutes hisste Cortés die Segel und startete seine Fahrt von der Insel Fernandina aus, die heute Kuba genannt wird. Er musste nur eine kleine Meerenge überqueren bis der Steuermann auf dem Ausgucker mit einem ausgestreckten Finger hüpfte und aus vollem Halse schrie: "Land in Sicht". Cortés landete zunächst auf einem der endlos weißen, stillen Strände von Cozumel, einer kleinen Insel vor Yukatan, der Halbinsel im heutigen Südmexiko. Somit stieß er auf den nördlichen Teil des lateinamerikanischen Kontinents, wo Cortés mit seiner Gefolgschaft, fiebernd vor allem nach kostbaren Bodenschätzen im hohen Bogen die Anker warf.

Kaum dass die tonangebenden Obrigkeiten in Europa Kunde von der schier unerschöpflichen Landmasse erfuhren, die zu keiner Zeichnung auf ihren Seekarten passte, nutzen sie diese Neuigkeit, um die unerforschten Ländereien sofort als ihr eigenes und persönliches Eigentum zu verpachten. Keineswegs dachten sie daran, das menschenähnliche Beiwerk und ihre naturverbundene Lebensweise, auf die ihre Pioniere gleichermaßen gestoßen waren, mit ähnlichen Rechten auszustatten, wie unterschiedliche Völker in Europa sie gerade erstritten.
Da diese nackten, seltsamen Wesen stattdessen Bäume anbeteten und auf den Gipfeln hoher Berge den Wohnsitz mächtiger Geister vermuteten, betrachteten die Entdecker die rotbraunen Zweibeiner eher als einen Bestandteil der üppig wuchernden Vegetation, in der sie gleichermaßen hausten. Dieses Rudel schmalbrüstiger in Bächen und Pfützen spielender Zwerge war für die Eroberer nichts anderes als ein weiteres Ausmaß an Wildwuchs einer reichhaltigen Pflanzenwelt und somit den namenlosen wilden Kreaturen gleich, welche unerkannt und ungezähmt durch ihre dichten, undurchdringbaren Wälder strichen. Mit dem Segen des Papstes ausgestattet, der ohne Zögern, alles neu entdeckte Land zum unwiderruflichen Eigentum des kirchentreuen Souveräns in Kastilien erklärte, begannen die Pioniere auf dem Grund und Boden der "Neuen Welt" alles Verwertbare in Form von Pflanzen, Rohstoffen und Mineralien in ihr Reisegepäck zu stopfen, was in ihrer Heimat hoch im Kurs stand. Gold war der wertvollste Fund, der vor dem spanischen Thronpaar die meisten Trophäen einbrachte, den größten Wohlstand bescherte, ihnen ein Höchstmaß an Ritterlichkeit und Tapferkeit zuerkannte. Die in der grellen Sonne glitzernden seltsamen, nutzlosen Figuren, die in Hülle und Fülle die Eingänge heidnischer Kultstätte bewachten, oder diese Gottlosen vor bösen Geistern bewahren sollten, verdeutlichten durch die Wildheit ihrer bizarren Formen den Betrachtern in ihrer unbequemen eisernen Kostümierung doch nur eins: ketzerhafte Gotteslästerung.

Die Abenddämmerung brach gerade das Tageslicht, als ein schillernd grüner Schweif geräuschlos im Flug die Luft durchtrennte. Die Zeit der unerbittlichen Eroberungszüge durch die Spanier war angebrochen, die das ehemalige Mayareich durchkämmten und immer dann hitzig und nervös ihre Schwerter aus der Scheide zogen, wenn sich ihnen etwas in den Weg stellte. Schwerelos ließ sich der Vogel auf einem Strom von Blut nieder, der warm und dampfend nach dem Takt eines verzweifelten Herzschlages aus einer offenen Wunde pulsierte. Tecun Uman hatte sich geweigert, den Ort der Goldskulpturen seines Stammes preiszugeben. Ein Steingewölbe halb im Erdreich verborgen, kaum hoch genug für einen Mitteleuropäer, um sich dort ungehindert auszustrecken, war das heilige Reich, wo sein Volk nach der Tradition ihrer Ahnen filigranste Figuren aus reinstem Gold schmiedeten, die sie als Gottheiten anbeteten. Die spanischen Eroberer haßten den Mayakönig für den klaren ungebrochenen Stolz in seinen Augen. Zu Hause hing ihr eigenes Leben und das ihrer zurückgelassenen Lieben von einem einzigen Schuldschein ab. Sie hatten wie Wahnsinnige in einer Spielbank, besessen von einem zukünftigem Gewinn, ihr ganzes Hab und Gut auf eine Karte gesetzt und ihren Besitz einem Lehnsherren verpfändet, um aus dieser fremden Wildnis Ressourcen von unschätzbaren Wert nach Hause zu schleppen.
Franzisco de Montejo betrachtete voller Abscheu die bloßen bronzenen Stelzen von Tecun Uman. Er spürte wie der Ekel an ihm hochkroch während sich sein Blick auf zwei ausladende Fußrücken festfraß. Voll des Unterverständnisses zwang sich das Bild in sein Bewußtsein, wie wulstig kräftige Zehen mit lehmgeschwärzten Rändern sich trotz ihrer Nacktheit völlig selbstbewußt in den Boden bohrten. Was bildete sich dieser schwelllippige mit grellen Farben beschmierte Pflanzenfresser eigentlich ein? Mit seinen lächerlich wippenden Federn auf dem Kopf wirkte er wie ein eitles gackerndes Huhn auf der Stange. Er hatte noch nie voller Ehrfurcht vor einem Altar niedergekniet und Jesus leidvoller Kreuzgang hinauf zu den Hügeln von Golgatha hatte er niemals mit Ehrerbietung geteilt. Mit seinen zu spitzen Stumpen heruntergefeilten Zähnen und seitwärts fliehenden Gesichtszügen war er nichts anderes als ein entstellter Gnom, kaum fähig, die mutigen Herren aus der zivilen Welt am anderen Ende des Ozeans von unten anzublicken, unwürdig diese würzige Luft zu atmen und es nicht wert diese Erde zu betreten, die ihnen jeden Tag immer wieder neu so viel Schweiß abverlangte. Die Spanier verachteten Tecun Uman noch mehr, weil er trotz ihrer Drohungen nur weiterhin die Arme verschränkte, sich ihnen unerschrocken entgegenstellte und gar nicht daran dachte, auf ihre massiven Forderungen klein bei zu geben. Berstend vor innerem Druck bald endlich die heißbegehrten Goldschätze an sich zu reißen, zog das menschliche Tross in starren, eisernen Rüstungen mit einemmal die Schwerter aus dem Schaft und trieben mit Wucht die Klingen in die nackte, bronzefarbene Haut des Kriegers. Mehrere Schneiden hatten gleichzeitig Tecun Umans Magenwände durchtrennt und Stücke davon klebten blutverschmiert auf Metall. Während Tecun Uman mit blutigem Schaum auf den Lippen und unter Seufzern auf dem feuchten Boden langsam niedersank, tauchte plötzlich aus dem rauschenden Meer von Blättern ein smaragdgrüner Schweif auf. Für die Männer mit den Schwertern war es mehr der Hauch eines kaum spürbaren Luftzuges, der auf einer unsichtbaren Trennlinie ihre Reihen unerschrocken teilte, so daß der Anblick eines schimmernden Federkleides ihre im Zorn verkrampften Finger kurz vor Verwunderung erschlaffen ließ. Als der Vogel den von Krämpfen geschüttelten, sterbenden Körper wieder verließ, tropfte Blut aus seinem Gefieder. Seine Brust hatte sich rot gefärbt. Und eine Schnur leuchtendroter Perlen zog hinauf in die Spitzen aufragender Äste, die als letzte Spur des Mayakönigs dort oben unberührte Baumkronen umarmte. Der Quetzal hatte mit sanften Schwüngen das Grauen des Mayakönigs in den Wind gestrichen und mit einem lauten Schrei in die haßgeschwängerte Luft die Seele des Kriegers in Gewahrsam genommen.

Die Mayas liebten und verehrten den Quetzal als den heimlichen Herrscher ihrer Regenwälder seit Menschen gedenken. Der Quetzal war ihr ein und alles. Er war ihre Sonne, ihr Mond, ihre Sterne. Er war gleich mit der Mutter Erde, die sie verehrten, mit dem Quellwasser, das sie tranken, mit den Gipfeln der Berge, zu denen sie aufschauten. Seine Botschaft entführt zum ewigen Licht. Sein Atem bedeutet Wiederauferstehung. Aber auch der Tod ist in ihm verborgen für jeden, der in seinen Lebensraum mit Gewalt überzieht und seinen Bewohnern ihre geliebten Schätze raubt. Sein Schrei läßt den Umbruch in eine neue Zeit erahnen. Er segnet die Todgeweihten, sowie die zum neuen Leben berufenen. Seine schwingende Fürsorge verleiht den Glanz der Unvergänglichkeit, für jeden, der ihn zu würdigen versteht und wer es wünscht bis zur Todesstunde.